Am Samstag, den 30. Januar, zog es die „KfRG Rostocker Seebären“ nach Schleswig-Holstein. Genauer gesagt in die Stadt, deren Ausbreitung sich gleich auf beide namensgebenden Landesteile erstreckt. Es ging für 17 Seebären an den grandiosen Kaiser Wilhelm-Kanal, um an seiner geografischen Mitte vom alten dänischen Siedlungs- und Grenzort Rendsburg empfangen zu werden. Schon aus der Ferne sichteten wir die hundertjährige Rendsburger Eisenbahnhochbrücke, ein besonderes städtisches Wahrzeichen und Technikdenkmal. Eine Fahrt mit der Schwebefähre muss jedoch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, denn an diesem Tage ging es nur um Eines: Drachenboot!
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Im örtlichen Schwimmzentrum trafen sich bei äußerlich bescheidenstem Wetter Teams aus allen sportlichen Segmenten. Regionale und überregionale Fun-, Betriebssport- und Sportteams machten sich mit Elan und guter Laune auf zur Ermittlung ihrer Besten in äquivalenten Leistungsklassen. Wir Seebären stellten uns natürlich den anderen Sportteams. Obwohl unsere Form nach den bereits gefahrenen Indoor-Cups in Greifswald, Schwerin und Rostock als sehr ordentlich eingeschätzt werden muss, brachte Rendsburg eine unbekannte Variable ins Spiel. Zum allerersten Mal stellten wir uns der Herausforderung ein Standard-Drachenboot in einem Schwimmbecken zu bewegen. Wie müsst ihr euch das vorstellen?
Zwei Großboote liegen in einem Becken. Beide sind über eine Leine, die über zwei Umlenkrollen (übrigens eine präzise und hochwertige Anfertigung der Sportfreunde) läuft, miteinander verbunden. 16 Paddler exklusive Trommler besteigen ein Boot, um die Leistung der gegnerischen Besatzung zu übertreffen und eine Strecke von max. 4 m zurückzulegen. Jeder Lauf dauert maximal 45 Sekunden. Gelingt der Sieg innerhalb der 45 Sekunden, erhält das Team 2,5 Punkte. Für einen Sieg in genau 45 Sekunden, ohne Überwindung der vollen Distanz, gibt es immerhin noch 2 Punkte. Der Verlierer geht in jedem Falle leer aus.
In Hinblick auf ein derartiges Spektakel hieß es ganz simpel "learning-by-doing". Wir mussten selbst erfahren, was eine derartiger Rennablauf erfordert und schnell Lehren daraus ziehen. Es blieben dazu genau vier Vorläufe Zeit, in denen möglichst viele Punkte eingefahren werden wollten, um eine realistische Chance auf das Treppchen zu wahren. Diesem Vorhaben standen jedoch einige sehr starke Gegner im Wege. Die zweimaligen Sieger der Veranstaltung, die "Blues Brothers" aus Schwerin, stellten den uns wohl bekanntesten Widersacher dar. Außerdem traten die "Kleinen Bw-Drachen" aus Hamburg an, die vor allem unseren Männern in guter und schmerzhafter Erinnerung aus dem Rostocker Open-Finale geblieben sind. Relativ frisch auf dem Wasser unterwegs bringen sie jedoch physisch alle Voraussetzungen mit, um vor allem Indoor groß aufzutrumpfen. Zudem standen die Rendsburger von "1-19 Helgoland", die "Capybaras" aus Preetz, aber auch die Hamburger "Selberdrachen" vom WSAP und der "Alsterexpress" vom ACC auf unserer Merkliste. Wie in jedem Wettkampf also stiegen wir mit dem gebührenden Respekt vor den Gegnern ins Boot.
Lauf 1 bescherte uns die "WSAP Selberdrachen". Als das Startsignal ertönte, machte das Boot einen enormen Satz nach vorn, um kurz darauf wie von einem Gummiband gezogen wieder zurückzufedern. Man spürte deutlich ein gewisses Unbehagen mit der Situation und so lief das Rennen noch nicht in der von uns gewünschten Manier ab. In 31 Sekunden gelang es schließlich den vorzeitigen Sieg unter Dach und Fach zu bringen. Im zweiten Lauf warteten schon die "Treibholz ECKsen". Eine leichte Steigerung konnte ausgemacht werden, auch wenn wir nicht richtig aus dem Knick kamen und es mindestens 10 quälende Schläge benötigte, um in Fahrt zu kommen. Der Lauf dauerte schließlich 28 Sekunden. Im dritten Rennen der Vorlaufserie ging es mit dem "Alsterexpress" erneut gegen eine Hamburger Mannschaft. Langsam fanden wir uns mit den Umständen ab und konnten den Gegner in 38 Sekunden besiegen. So weit so gut. Drei Rennen, drei volle Siege.
Für die Vorrunde bedeutete dies Punktgleichheit mit den "Kleinen Bw-Drachen", die mit allen Gegnern, bis auf die „Blues Brothers“, kurzen Prozess gemacht hatten. Im letzten Vorlauf sollte es zum direkten Duell kommen. Da bereits feststand, dass wir mit den erpaddelten Punkten ins Finale einziehen würden, weil die "Blues Brothers" bei zwei ihrer drei Vorrundensiege über die 45 Sekunden gehen mussten, konnten wir gegen die bärenstarken Hamburger mal etwas an der taktischen Feinabstimmung arbeiten und entschlossen uns einen etwas niedrigeren Schlag zu fahren. Nun ja...wie man es dreht und wendet; es geriet zu einem Desaster. Die "Bw-Drachen" machten Kleinholz aus uns, indem sie uns kurz und hart in etwas über 10 Sekunden den Hintern versohlten. Experiment "Schlagzahl runter" erfolgreich gescheitert :)
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In der Folge sammelten wir uns neu. Wohl wissend, dass wir noch nicht am Ende unseres Lateins waren, blickte man durchweg in gefasste Gesichter. Das macht mir Mut für die kommende Saison und legt erneut Zeugnis von der Entwicklung der Mannschaft ab. Die Niederlage diente jedem einzelnen Sportkameraden als Basis erneuter Motivation und als Anlass zur Rückbesinnung auf die eigenen Fähigkeiten. So tigerten die meisten unter einer gewissen positiven Spannung am Beckenrand entlang, schauten sich die Finalläufe der anderen Klassen an und legten den Fokus auf den Endgegner. Es ging natürlich wieder gegen die "Kleinen Bw-Drachen" und diesmal war klar, dass es keine Geschenke mehr zu verteilen gäbe. Im Zwielicht der verdunkelten Halle bestiegen die Rivalen ihre Boote, um dem Startsignal entgegenzufiebern. Das konnte für die meisten gar nicht schnell genug ertönen. Die Spannung war greifbar und infizierte die Zuschauer in der Halle, die dem letzten Lauf des Tages einen mehr als würdigen Rahmen verleihen sollten.
Die Digitaluhr zählte den Countdown runter. 55 Sekunden verblieben...“Are you ready?“, 50 Sekunden...“Attention“, 45 Sekunden … „Go!!!“. Wie schon so oft erlebt, verwandelte sich das ruhige Wasser in wilde Wogen, die Halle in einen Hexenkessel. Zur Überraschung einiger Zuschauer nahm das Rennen einen vollkommen unerwarteten Verlauf. Sie konnten beobachten, wie die Seebären den gewaltigen Startschlägen der Hamburger standhielten, um nach kurzer Zeit selbst in die Offensive zu gehen. Dieses war uns von Anfang an bewusst. Bei diesem Modus konnten wir das Heil nur in der Flucht nach vorn suchen. Also setzten wir die „Bw-Drachen“ unter Druck. Druck, den sie auch am Paddel gespürt haben dürften. Als Außenseiter in den Lauf gestartet, konnten wir unter den frenetischen Anfeuerungsrufen einen kleinen Vorsprung herausfahren, der zwar wieder schmolz, aber genügte, um den Sieg über die 45 Sekunden zu bringen. Das war geil! Die Freude und Erleichterung bahnte sich ihren Weg. Einige mussten das Boot vorzeitig verlassen, weil es auch sie nicht mehr länger auf den Sitzen hielt.
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Das war sportlich, das war fair, das hat allen Beteiligten Spaß bereitet. Wir Seebären aus Rostock konnten zufrieden auf diesen Tag blicken. Erste Teilnahme in Rendsburg, erste Teilnahme im Indoor-Großboot mit Umlenkrolle, erster Sieg. Der Pokal fasste einige Liter und so leerten wir noch fix die Bierreserven der Verpflegungsstation, um uns dann zufrieden und frisch geduscht auf den Weg nach Hause, ins schöne Rostock, zu begeben. Die Indoor-Zeit neigt sich auch für uns Seebären dem Ende entgegen. Gastspiele in Itzehoe und Neubrandenburg werden die Hallenspiele abrunden. In den Köpfen schwirrt jedoch schon längst wieder die Outdoor-Saison herum. Es heißt nun wieder aufs Wasser und Kilometer schrubben, denn die langen Kanten stehen vor der Tür.
Schön war es in Rendsburg. Wir danken dem ausrichtenden Verein sowie den Sponsoren der Veranstaltung, allen freiwilligen Helfern, dem Konstrukteur der grandiosen Umlenkrolle und den teilnehmenden Teams für diese neue und erfolgreiche Erfahrung.