Vor nun schon mehr als einer Woche nahmen die KfRG Rostocker Seebären an der 5. gemeinsamen Deutschen Drachenboot-Meisterschaft in Schwerin teil. Wie die Zeit verfliegt. Vor Kurzem feierten wir noch die sehr erfolgreiche Teilnahme an der Langstrecken-Meisterschaft in Saarbrücken und nun liegt auch schon der nächste Saisonhöhepunkt in der Vergangenheit. Unwiderbringlich nur noch erhalten in den Erinnerungen der Teilnehmer. Um diesen eine kleine Auffrischung zu verschaffen und um die interessierten Verfolger unserer Aktivitäten ins rechte Bild zu setzen, erscheint hiermit der längst überfällige Bericht zur ersten Seebären-Teilnahme an einer DM in einem RacingSmallboat.
Das seit 2014 auf dem Markt erhältliche Renn-Kleinboot erschien als Reaktion auf die gesteigerten Ansprüche von Veranstaltern und Sportlern in Hinblick auf die immer stärker frequentierte Smallboat-Klasse. Im Gegensatz zum zuvor etablierten JuniorDrachenboot liegt das Hauptaugenmerk eindeutig auf der Performance und der Leistungsfähigkeit im Wettkampfbetrieb. Höhere Geschwindigkeiten gehen natürlich zu Lasten der Stabilität und erfordern einen schlankeren Bootskörper. Diese Neuerungen und Verbesserungen mussten auch in der Vorbereitung Berücksichtigung finden. Nach Auswahltests, da es sich lediglich im 10-Sitzer handelt, und gesteigertem Wasser- und Krafttraining waren sich alle Teilnehmer einig, dass unbedingt zusätzliche Einheiten im Wettkampfgerät zu absolvieren seien. Leider ist dieser neue Bootstypus noch nicht flächendeckend in den Vereinen vorhanden, sodass die erforderlichen Einheiten beim Drachenbootverein Schwerin e.V. und ein Trainingslager beim SC Neubrandenburg e.V. absolviert wurden. Dank gilt den Organisatoren dieser Ausflüge. Unter professionellen Bedingungen gelang es relativ schnell Gefühl für die Boote zu entwickeln und ins Streckentraining überzugehen. So traten wir schließlich physisch und mental vorbereitet an den Start.
200m
Am frühen Sonnabend begann die Deutsche-Meisterschaft, ausgerichtet von DDV und DKV, mit den Vorläufen der PremierMixed-Klasse, in der auch die Seebären gemeldet hatten. Traditionell herrscht dort die größte Leistungsdichte bei der maximalen Anzahl gemeldeter Teams. Genau danach suchen wir. Starke Gegner und fairen Sport. Die Bedingungen konnten kaum besser sein. Bestes Wetter und eine hervorragend präparierte Strecke mit neuer Startschuhanlage, die bereits am Vortag in einer letzten Wassereinheit ausgiebig getestet werden konnte. Die Läufe sollten schnell über die Bühne gebracht werden, denn am Nachmittag starteten die Open- und Frauenboote in den verschieden Altersklassen. Die Seebärenladies stellten sich dort der Konkurenz im Bereich Premier-Ladies. Doch der Reihe nach.
Vom Beginn des ersten Laufes war jedem klar, dass es hier nichts zu verschenken geben würde. Die Spitze der deutschen Drachenboot-Szene hatte sich eingetroffen, um ihre Besten zu ermitteln. Laufzeiten, die mit denen ambitionierter Großboote vergleichbar sind, konnten durchgängig beobachtet werden und bauten einen gewissen Druck auf, denn die Zielsetzung A-Finale stand fest. Im Vorlauf Nr. 4 griffen die Seebären ins Geschehen ein und trafen bereits auf die "Renngemeinschaft des Landeskanuverbandes NRW", die vorwiegend aus Sportlern des Roten Drachen aus Mühlheim bestand, und unsere Freunde vom "Pommernexpress" aus Barth, die eine Gemeinschaft mit den Rostocker "Blue Bulls" bildeten. Beide Boote waren nur schwer auszurechnen, mussten jedoch als stark bewertet werden. Außerdem gesellten sich die Boote von "RUPPIN STANDARD" aus Neuruppin und die Wolfsburger "Drachenwölfe" dazu. Kurzum...es lief noch nicht optimal. Rang 3 knapp hinter der "RG NRW" und dem "Pommernexpress" verhießen den Hoffnungslauf, denn nur die Laufsieger und der schnellste Zweite konnten sich direkt für das Halbfinale qualifizieren.
Mund abputzen und erneut motivieren hieß es daher. Im Hoffnungslauf sollte es nicht unbedingt einfacher werden und ein Sieg war Pflicht, um sicher ins Halbfinale zu gelangen. Die "Kleinen Bw-Drachen" der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und das "Team Schwerin" hatten als ärgste Konkurrenten sicher etwas dagegen. Nachdem die Unruhe des ersten Laufes abgestellt werden konnte, gelang es die Zeit um eine halbe Sekunde zu verbessern, was genügte um den Lauf zu gewinnen. Die erste große Anspannung vor einem schnellen Ausscheiden auf der 200m-Strecke fiel buchstäblich von uns ab. Jetzt ging es darum das Beste aus dem Boot und jedem Einzelnen zu kitzeln und das Maximum zu erreichen.
Es ging nun Knall auf Fall. Keine Zeit die anderen Läufe zu verfolgen. Einstiege im 45min-Takt. Das Halbfinale stand bereits fest. Auch jetzt, das war allen klar, konnte der Erfolg nur über eine weitere Leistungssteigerung realisiert werden. Die "Neckardrachen", die "RG NRW", die "SpreeCoyoten" aus Fürstenwalde, das zweite Boot des "All Sport Teams" aus Hannover und die "BluesBrothers" als Lokalmatadoren traten an in diesem Rennen um das große Finale. Wir trafen den Start und konnten die restlichen Schläge gut setzen. Schon bei der Zieleinfahrt war ersichtlich, dass es nicht zum ersten Rang gereicht haben konnte. Die "Neckardrachen" liefen ein gutes Stück voraus ins Ziel ein, doch dahinter wurde es verdammt eng. Es herrschte eine seltsame Stimmung im Boot, während wir zurück an den Anleger paddelten. Ruhe! Anspannung! Hoffung! Hatte es gelangt? Am Steg sah man dann in die strahlenden Gesichter der an Land verbliebenen Seebären. Dritter Platz mit vier Hundertstel Rückstand auf die "RG NRW" reichten aus, um als zeitschnellster Verlierer ins Finale einzuziehen. Große Freude!
Jedoch keine Zeit zum Ausgelassensein, denn der Einstieg zum Finale stand unmittelbar bevor. Die sechs schnellsten Boote Deutschlands sollten den Faulen See in ihre Arena verwandeln. Unter ihnen das "AllSports Team" Hannover, die "Neckardrachen", zwei Teams von Weltrang, das "Sportsteam Hamburg", die "RG NRW" und die "SpreeCoyoten". Der Fokus war gesetzt. Es herrschte Klarheit über die Gegner und die Chance dieses Rennens. Es ging um eine Medaille. Einfahrt in den Startschuh. Torsten unser toller Steuermann hatte alles im Griff. "Are you ready?...Atention!...Signal!" Die Bombe platzte wie vorgesehen zum richtigen Zeitpunkt. Toller Start und dann Druck auf der Strecke, um mit maximaler Geschwindigkeit ins Ziel zu pfeffern. Geschafft! Das war das erste A-Finale der Seebären bei einer Deutschen Meisterschaft. Auch das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Es wurde der Rang vier. Hannover und die "Neckardrachen" fuhren in einer anderen Sphäre zwei Sekunden vor dem restlichen Feld. Dahinter das "Sportsteam" und knapp geschlagen die "KfRG Rostocker Seebären". Ein vierter Rang, der sich nicht wie eine Niederlage anfühlte. Wir haben mit unseren bescheidenen Mitteln gezeigt, dass wir einiges richtig machen und sind damit in die Spitzengruppe deutscher Drachenboot-Teams eingebrochen.
Unseren Ladies, die teilweise mit einer Doppelbelastung zu kämpfen hatten, gelang ein respektabler achter Rang auf der 200m-Strecke.
2.000m
Am Nachmittag ging es auf die 2.000m-Strecke mit drei Wenden. Auf der Grundlage unserer ausgedehnten Langstreckenvorbereitung war es nicht vermessen, auch auf dieser Strecke anzugreifen. Die Setzung erfolgte nach den Ergebnissen der 200m. Wir starteten im Block mit den geraden Startnummern. Das Verfolgungsrennen schickte die Boote im Abstand von 10 Sekunden auf die Strecke. Wir waren zudem sehr zufrieden uns an die "Neckardrachen" heften zu können. Uns war bewusst, dass eine gute Zeit herauspringen müsse, wenn man ihnen auf den Versen bleiben könne. Uns wiederum saßen die "SpreeCoyoten" im Nacken, deren Qualitäten wir bereits aus Blossin kannten, wo sie uns einen langen Kampf lieferten. Wir fuhren an den Start und dann ging die Luzie ab. Nach kraftvollen Start- und Übergangsschlägen flog das Smallboat auf eine hochfrequente erste Strecke hinaus. Torstens Zeit war gekommen, denn auch dafür hatten wir in den Trainingseinheiten geprobt. Drei Wenden und zusätzlich kreuzende Wellen in dem relativ anfälligen Boot. Einige Teams in anderen Klassen bekamen es zu spüren, indem sie kenterten oder vollliefen. Ein Schicksal, dass uns erspart bleiben sollte. Im Gegenteil! Der Steuermann war in seinem Element und konnte das Boot nahezu fehlerfrei über die Strecke geleiten. Wir mussten uns mächtig strecken, um den Kontakt zum Vorderboot nicht abreißen zu lassen. Es gelang uns nur unter allerhöchster Anstrengung. In der letzten Wende hin zur finalen Strecke flammte dann der Kampfgeist aller auf. Konsequente Steigerung der Schlagzahl bei maximalem Druck bis ins Ziel. Mehr war wahrscheinlich wirklich nicht drin. Brennende Muskeln und Atemnot. Ein schrecklich-schönes Gefühl. Zurück an Land dann eine Mischung aus Stolz und leichter Enttäuschung. Es genügte am Ende zu einem fünften Rang. Enttäuschung nicht über das Ergebnis per se, denn das war klasse und auch die Zeit. Nein, es war der Umstand, dass sich Rang 2-5 in einem Korridor von einer Sekunde bewegten. Das sind Nuancen, die entscheiden, wer die Pokale stemmen darf und wer Befall klatschen muss :) Aber so ist es im Sport und mit dem Glück der Tüchtigen. Beim nächsten Mal können wir vll. profitieren. Unsere Glückwünsche gehen an die "Neckardrachen", die drei Sekunden auf die bärenstarken "SpreeCoyoten" rausfahren konnten. Rang drei für die "RG NRW" vor dem "AllSports Team" aus Hannover auf die nur Zweizehntel fehlten. Wir sind stolz auf das Geleistete und hatten ja noch ein Eisen im Feuer. Unsere grandiosen Frauen, ich wiederhole, sie fuhren teilweise Doppelbelastung, sprangen aus dem Mixed- ins Ladiesboot und knallten den anderen nochmal richtig einen vor den Latz. Toller vierter Rang auf der 2.000m-Strecke. Chapeau!!!
500m
Darüber mussten wir nun eine Nacht schlafen, ehe es am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe mit den 500m-Läufen weitergehen sollte. Bei Grillgut und einem isotonischen Getränk konnten die Rennen ausgewertet oder der Leib in einen Campingstuhl bugsiert werden, um dem zu harren, was da auch immer komme. 500m sind kein Zuckerschlecken. Weder Fisch noch Fleisch stellen sie eine anspruchsvolle Zwischendistanz von kraftraubenden Sprintrennen und ausdauerzehrenden Langstrecken dar. Da muss doch nochmal was gehen, dachten sich die Seebären. So bestiegen wir im ersten Tageslauf den Kahn und sahen unsere Barther und Rostocker Freunde vom "Pommernexpress" wieder, die mit jeder Menge Wut im Bauch, ob ihres Ausscheidens im 200m-Halbfinale wegen einer Beinahekenterung, paddelten. Rechts neben uns die zweite Garnitur des "WASP Sportsteam Hamburg". Ein schwerer, jedoch machbarer Lauf. Aber...Pustekuchen! Da lief am frühen Morgen noch nicht viel zusammen. Kein Rythms und kaum Kraft und Länge. Der zweite Rang und zwar deutlich hiner den Pommern war gleichbedeutend mit dem Hoffnungslauf. Den wollten wir uns eigentlich ersparen, ist so ein 500m-Rennen doch sehr anstrengend.
Nun gut. Es ging also gleich wieder zur Sache. Wieder gegen das "Team Schwerin" und u. a. die "Rheingauner". Maßgabe war eindeutig der Sieg. Es lief sehr viel runder und harmonischer. Alle schienen erwacht zu sein. Das Rennen konnte vom Start weg dominiert und taktisch beendet werden. Es war kein Endspurt nötig und der Sieg auch bei moderater Schlagzahl möglich. Halbfinale!
"All Sports Team" Hannover, bärenstarke Pommern, "HKC Unitas", Hannover II und die "SpreeCoyoten". Das altbekannte Spiel. Die ersten beiden gehen direkt ins Finale. Da standen wir nun auf Bahn 5 und waren bereit, das beste Rennen des Tages abzuliefern. Dieses genügte deutlich sichtbar zu Rang drei. Hannover war 1,5sek und die Pommern 1sek voraus. Doch auch wir waren schnell. Schnell genug, um über die Zeitregelung ins A-Finale zu rutschen. Bombastisch. Alle Zielsetzungen waren erreicht und es ging erneut um die Medaillen. Bravo ihr Seebären!
Im Finale lagen die alten Bekannten neben uns. Lediglich der "Pommernexpress" rotierte für die Fürstenwalder herein, was uns sehr gefreut hat. Zwei Teams aus M-V in einem A-Finale der Deutschen-Meisterschaften. Wann gab es das denn das letzte mal? Der Lauf selbst lief nicht ganz so euphorisch und optimal. Start total verpatzt, danach kam das Boot nicht mehr ins Laufen und tuckerte mit gehöriger Schräglage über den Faulen See. Zwar kamen wir durch den puren Willen nochmal auf, aber das reichte nicht, um entscheidend in die Platzierungskämpfe einzugreifen. Die Luft war leider raus, Rang sechs jedoch keine sehr große Enttäuschung. Ganz vorne jagten das "All Sports Team" Hannover und die "Neckardrachen" irre Bestzeiten und verwiesen das "Sportsteam Hamburg" auf Rang drei. Die Pommern erreichten unseren Vortagesplatz und können sich über einen starken vierten Rang freuen. Wir gratulieren allen Platzierten von ganzem Herzen. Unsere Damen bestätigten ihre Leistung des Vortages und mussten im Halbfinale die Segel streichen, um mit einem guten neunten Platz die Heimreise anzutreten.
Fazit
Das war also die erste Teilnahme der "KfRG Rostocker Seebären" an einer Deutschen-Meisterschaft im Smallboat. Übereinstimmend lässt sich konstatieren, dass es eine erfolgreiche war. Zwar sprang keine Medaille heraus, doch das ist bei der Konkurrenz keine Schande. Ganz im Gegenteil gelang es, sich harmonisch in das Konzert der großen einzuordnen. Konstante Leistungssteigerungen zeigen an, dass wir nicht unverdient in den Finals standen. Man kann und sollte stolz auf die Ergebnisse sein. Die kleinen, wackeligen Boote sind verflucht schnell und ein Garant für erstklassigen Drachenbootsport, den wir auch in Zukunft sehen und unterstützen wollen. Vielleicht sehen wir uns dazu im kommenden Jahr bei den ICF Club-Weltmeisterschaften in Venedig wieder.
200m 4. (Mixed) 8. (Ladies)
500m 6. (Mixed) 9. (Ladies)
2.000m 5. (Mixed) 4. (Ladies)
An dieser Stelle danken wir unseren Sponsoren vom ST-Club Rostock, der John Brinckmann-Apotheke Rostock, Winner Division sowie Schöne Aluminiumboote, zudem unserem Verein den Kanufreunden Rostocker Greif e.V. , Torsten und Uli für ihre sämtliche Untestützung. Innerhalb der Mannschaft danken wir allen, die dem Projekt zum Erfolg verhalfen, ob in sportlicher oder organisatorischer Hinsicht. Dank auch an die, die zum Anfeuern kamen und den Traininsbetrieb am Laufen hielten, auch wenn sich einige Wochen alles ums Smallboat drehte. Nicht zuletzt gilt Dank und Respekt den Verbänden und ausrichtenden Vereinen, ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, allen teilnehmenden Teams und Sportlern für tolle Wettkämpfe.